Anne König

„Thematisch bin ich vielseitig einsetzbar“

BZ-Interview mit Bundestagskandidatin Anne König (CDU)

Es war im vergangenen Mai eine Überraschung, dass sich die 36-jährige Anne König als Direktkandidaten gegen den langjährigen Bundestagsabgeordneten Johannes Röring durchgesetzt hat. Eine Woche vor der Bundestagswahl haben BZ-Redakteur Sven Kauffelt und Volontär Luca Bramhoff mit der Borkenerin gesprochen.

BZ: So schlecht wie vor dieser Wahl waren die Umfragewerte der CDU noch nie. Machen Sie sich Sorgen?

Anne König: Im Wahlkreis bekomme ich eigentlich mit, dass die Menschen mir sehr positiv begegnen. Und bundesweit sehe ich das im Moment eher als Ansporn. Ich glaube auch, da geht für die CDU noch was. Mein Gefühl sagt mir, dass wir besser sind als die Prognosen.

BZ: Haben Sie sich persönlich ein Ziel gesetzt, wieviel Prozent der Erststimmen es werden sollen?

König: Nein. Ich bekomme eher häufig zu hören – sogar von Mitbewerbern: Du schaffst das ja eh. Aber die Wahl ist alles andere als ein Selbstläufer.

BZ: Der Wahlkreis ist immer deutlich von der CDU dominiert worden. War die Nominierung schwieriger als die Wahl nächste Woche?

König: Nein, das würde ich nicht sagen, denn es geht jetzt darum, eine noch viel breitere Masse an Menschen zu überzeugen.

BZ: Wer Ihre Social-Media-Kanäle verfolgt, sieht dort eine Fülle an Terminen und Gesprächen. Wie viele Wahlkampftermine waren es bis jetzt?

König: Das habe ich gar nicht mitgezählt. Jetzt im Wahlkampf war das von morgens halb neun bis spät in den Abend. Das ist ein strammes Programm, aber mir ist es wichtig, mit so vielen Leuten wie möglich zu sprechen und zu hören, was sie bewegt.

BZ: Waren Sie von ihrem Job als Lehrerin beurlaubt in der Zeit?

König: Ja, als Beamtin konnte ich mich für zwei Monate vom Dienst befreien lassen. Unentgeltlich in dieser Zeit natürlich, aber das wäre sonst auch nicht zu stemmen gewesen.

BZ: Werden Sie hier noch gefragt, wie Sie das mit den Kindern im Fall einer Wahl machen wollen, oder hat das Münsterland in Sachen Emanzipation dazugelernt?

König: Ja, das werde ich schon gefragt. Aber das kann ich dann gut erklären, wie wir hier zu Hause aufgestellt sind. Ich glaube, die, die richtig Vorbehalte haben, die fragen gar nicht erst.

BZ: Ihr Wahlkampfslogan heißt „Gemeinsam schaffen wir Neues“. Was heißt das eigentlich?

König: Das Gemeinsame steht dafür, dass niemand für sich alleine Politik machen kann. Man nimmt den Input der Menschen mit. Niemand kann sich in allen Themen auskennen. Mir ist es deshalb wichtig, viel Kontakt mit den Menschen zu halten, die sich in den Themen auskennen.

BZ: Was muss denn neu gemacht werden für die Region?

König: Da gibt es eine Vielzahl an Themen, in denen wir uns weiterentwickeln müssen, sei es in der Digitalisierung, der Familienpolitik, der Rente der Zukunft oder in der Wohnbaupolitik.

BZ: Das gilt ja für alle Regionen in Deutschland. Was ist konkret für den Kreis Borken Neues zu tun?

König: Grundsätzlich sind wir hier in vielen Bereichen vergleichsweise gut aufgestellt. Eine neue Herausforderung ist zum Beispiel die Mobilität im ländlichen Raum. Natürlich gibt es Schnittmengen mit anderen ländlichen Regionen. Neu ist aber auch die Herangehensweise an Themen und an die Politik. Nämlich eng mit den Menschen hier vor Ort zusammen durch ein hohes Maß an Kommunikation.

BZ: Abgeordnete beschäftigen sich nicht mit sämtlichen Themen. Was sind Ihre Kernthemen?

König: Wenn ich an die Besetzung von Ausschüssen denke, bin ich zunächst mal für vieles offen. Ich würde mich aber besonders gerne um Wirtschaft und Energie kümmern. Denn wir haben hier in der Region einen starken Mittelstand und viele Unternehmen, die Vorreiter in ihren Bereichen sind. Das passt auch zu meinem beruflichen Hintergrund, die Bildung und Ausbildung gehören ja unbedingt zur Wirtschaftspolitik dazu. Ich glaube schon, dass ich vielseitig einsetzbar bin. Vielleicht ist das mein Münsterländer Naturell.

BZ: Insgesamt: Wofür stehen Sie? Wen bekommen die Menschen, wenn sie Anne König wählen?

König: Eine verlässliche Ansprechpartnerin, die abwägt, was erreichbar ist, und sich für das Erreichen dieses Zieles einsetzt. Und jemanden, der sich thematisch breit aufstellt. Ich möchte für die Menschen hier zu Hause viel erreichen.

BZ: Würden Sie, anders als man das sonst häufig von Abgeordneten kennt, auch abseits der Wahlkampfzeiten im Wahlkreis präsent sein?

König: Unbedingt. Auch mein Tag hat zwar nur 24 Stunden, aber das ist mein unbedingtes Ziel, präsent zu bleiben, dauerhaft die Ansprechpartnerin zu sein. Ich möchte, ohne dass das plakativ klingt, eine Abgeordnete sein, der man auf Augenhöhe begegnen kann, bei der die Menschen das Gefühl haben: Mit der kann ich sprechen, die hört mir zu und setzt sich für mich ein. Das ist eine große Herausforderung, auch zeitlich, aber das kriegen wir als Familie hin. Mein Mann bremst mich an den nötigen Stellen dann auch mal.

BZ: Spüren Sie als CDU-Kandidatin mehr Gegenwind, gerade von jungen Wählern? In der Altersklasse wird die Union sehr kritisch gesehen.

König: Kann ich eigentlich nicht sagen. Das mag daran liegen, dass ich selbst noch relativ jung bin, aber ich habe auch bei einer Podiumsdiskussion in Bocholt, bei der 1600 junge Leute zugeschaltet waren, viel Zuspruch erlebt.

BZ: Aber eher nicht beim Thema Klimaschutz, das Jungwähler umtreibt.

König: Doch, wenn man das Thema ganzheitlich diskutiert. Es stimmt ja nicht, dass die CDU nichts für den Klimaschutz tun würde. Die angestoßenen Maßnahmen bilden eine unheimlich lange Liste. Ich glaube, man muss die Themen zusammendenken, Wirtschaftliche Entwicklung und Klimaschutz immer weiter miteinander verzahnen.