Anne König

Bundestag soll familienfreundlicher werden

Ein Merz für Kinder

Der Alltag unserer Politiker soll familienfreundlicher werden...

Und ausgerechnet CDU-Chef Friedrich Merz (66) will sich jetzt dafür stark machen. Kommenden Dienstag findet ein Runder Tisch der Union zum Thema „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ statt.

Motto: Ein Merz für Kinder!

Rund 25 Unions-Abgeordnete hatten bei einem ersten Treffen zehn Vorschläge erarbeitet („10-Punkte-Forderung“, liegt BILD vor), wie sich das Politikerleben besser mit Kindern umsetzen lässt.

Sitzungen im Deutschen Bundestag (insbesondere fraktionsintern) sollen immer in hybrider Form (also auch per digitaler Zuschaltung) angeboten werden. Es soll mehr Kinderbetreuungsangebote (z.B. Babysitter-Pools für abendliche Veranstaltungen) und mehr kindergerechte Angebote (z.B. Kindermenüs in den Restaurants und Kantinen) geben.

Doppelsitzungswochen sollen auf ein „absolutes Minimum“ reduziert werden, die Anreise in einer Doppelsitzungswoche soll an einem Dienstag möglich sein. Sonntagstermine sollten vermieden werden. Abstimmungs- und Sitzungszeiten sollen familienfreundlicher gestaltet werden (z.B. möglichst keine langen Nachtsitzungen).

Auch Überschneidungen von Parlamentswochen und Ferien sollten vermieden werden. Überdies wird ein fest terminiertes Sitzungsende insbesondere für Freitage wegen der besseren Planbarkeit der Abreise gefordert.

Merz habe sehr offen reagiert und sofort Bereitschaft signalisiert, an dem Runden Tisch teilzunehmen, heißt es. Dass er nun schon beim zweiten Treffen dabei ist, freut Mit-Initiatorin und CDU-Parlamentarierin Anne König (37): „Seine schnelle Zusage zeigt, dass Merz das Thema wirklich wichtig ist.“

Zu den Initiatoren der Veranstaltung gehören neben Anne König CDU-Vize-Generalsekretärin Christina Stumpp (34) und Ex-Generalsekretär Paul Ziemiak (36).

Merz, der von Kritikern oft als eher altmodisch, reaktionär und machohaft wahrgenommen wurde, überrascht nun durch seine liberale und offensiv frauen- und familienfreundliche Haltung. Sein Credo: Familie und Parteiamt sollen zusammen gehen.

 

Präsidiumsmitglied Silvia Breher (48) zu BILD: „Ich halte das nicht für eine Strategie, um der CDU ein modernes Image zu geben und die Partei nach außen besser zu verkaufen, sondern für innere Überzeugung.“

Diese neue CDU-Work-Life-Balance-Matrix trägt er nicht nur mantraartig vor, sondern macht sie auch zu seinem Referenzpunkt für Parteiarbeit. Sitzungen der Spitze (Präsidium/Vorstand) verlegte Merz vor Kurzem von montags auf mittwochs, damit die Parteispitze nicht schon sonntags (wie bislang) Richtung Berlin aufbrechen muss. Auch der Parteitag im Herbst endet diesmal nicht am Sonntag, sondern am Samstag.

Regelmäßig finden unter dem Vorsitz von Merz inzwischen hybride Sitzungen statt. Heißt: Ist ein Mitglied verhindert, weil das Kind krank ist, ist man nicht gezwungen, in Präsenz an internen Runden teilzunehmen, sondern kann sich digital dazu schalten.

Mit der Wahl von Mario Czaja (46) und Christina Stumpp, beide Eltern kleiner Kinder, zum Generalsekretär bzw. der Stellvertreterin, setzte er ein klares Zeichen. „Das hat man ihm nicht zugetraut“, sagen ehemalige Kritiker.

„Sich politisch einzubringen und zu engagieren, Mandat und Familie zu vereinbaren, muss auch für Eltern in der Union leichter gemacht werden. Ihre Perspektive ist für uns als Volkspartei auf allen Ebenen elementar wichtig. Das hat auch Friedrich Merz erkannt“, sagt die Abgeordnete Franziska Hoppermann, nicht als glühende Merz-Unterstützerin bekannt, lobend. Die angestrebten Maßnahmen sollen „in Summe natürlich auch dabei helfen, mehr Frauen für die Arbeit in der Politik zu begeistern.“

Auch Stellvertreterin Karin Prien goutiert Merz' Vorstöße. Zu BILD sagte sie: „Merz hat von Anfang an erkannt, dass es von Bedeutung ist, es jungen Familien zu erleichtern, Beruf und Politik mit dem Privatleben unter einen Hut zu bringen. Dieser Aspekt spielt durchaus eine Rolle, wenn es darum geht, Termine von Sitzungen und Veranstaltungen zu finden.“

Vor einigen Wochen überraschte Merz zudem mit einem Konsens-Vorschlag zur Frauenquote: Er will, dass bis 2025 50 Prozent Vorstandsämter weiblich besetzt sind. Begrenzt auf fünf Jahre. Inzwischen wird hinter vorgehaltener Hand bereits getuschelt, ob Merz mit so viel liberaler Politik nicht seine hart gesottenen Fans in den eigenen Reihen bereits konsterniert ...

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